Neuer Kurs: Letzte Hilfe
DRK Osnabrück-Land und Osnabrücker Hospiz bieten Letzte Hilfe Kurs an
Osnabrück-Landkreis. Schon seit über 60 Jahren bietet das DRK Osnabrück-Land Erste-Hilfe-Kurse an. Jetzt kommt ein neues Kursangebot hinzu – die sogenannte „Letzte Hilfe“. Dabei informieren langjährige Mitarbeiterinnen des Osnabrücker Hospiz umfassend und behutsam über das Sterben als Teil des Lebens und vermitteln Basiswissen und Orientierung. Der Kurs findet in der DRK Kreisgeschäftsstelle statt. Los geht es am Donnerstag, den 8. Oktober 2020 von 16 bis 20 Uhr. Der Kurs wird mit einem Zertifikat abgeschlossen.
So individuell wie das Leben
Marina Schonhoff koordiniert die Hospiz Akademie des Osnabrücker Hospiz. Sie hebt hervor: „Der Kurs richtet sich nicht nur an Menschen, die aktuell einen Sterbefall in der Familie begleiten oder im Bekanntenkreis oder am Arbeitsplatz mit dem Thema Tod konfrontiert sind. Sondern er ist ausdrücklich für alle Menschen konzipiert – eben genau wie die Erste Hilfe.“ Sie erklärt weiter: „
Den Teilnehmenden werden Möglichkeiten der Unterstützung für Menschen auf dem letzten Stück ihres Lebensweges aufgezeigt. Wie beispielsweise, welche Formalitäten wichtig sind, wie sich Sterben darstellt oder dass jeder Mensch auf seine ganz eigene Weise stirbt und trauert.
Viele Kursteilnehmer erstaunt es, wie vielfältige Möglichkeiten es gibt, selbstbestimmt und mit größter Fürsorge vom Leben Abschied zu nehmen. Auch Vernetzung ist ein wichtiges Thema: Niemand muss alleine bleiben.“
Erste Hilfe im Notfall – Letzte Hilfe im Sterbefall
„Letzte Hilfe sollte in unserer Gesellschaft genauso selbstverständlich sein wie Erste Hilfe“, erklärt Agnija Matheis, Kreisgeschäftsführerin des DRK Osnabrück-Land. Und sie fügt hinzu: „Die meisten Menschen absolvieren für den Führerschein einen Erste-Hilfe-Kurs. Diese Kenntnisse geben ihnen bei einem Notfall Handlungssicherheit. Genau das ist auch im Sterbefall sehr hilfreich, denn viele Menschen befinden sich in einer Art Schockstarre und wissen nicht, was sie tun sollen. Mit dem neuen Kursangebot in Kooperation mit dem Osnabrücker Hospiz schließen wir diese Lücke.“
So geht das Konzept des Kurses zurück auf den Palliativmediziner Dr. Georg Bollig. Für ihn ist die Letzte Hilfe eine notwendige Ergänzung zur Ersten Hilfe, um unserer Gesellschaft den Umgang mit dem Sterben zu erleichtern. Da die Kurse für jeden in unserer Gesellschaft sind, nach einem festgelegten Prinzip ablaufen und eine zeitliche Begrenzung haben, geben die Kurse einen umfassenden Einblick in die Thematik. Mittlerweile gibt es Letzte Hilfe Kurse in einigen europäischen Ländern: z.B. Norwegen, Dänemark, Schweiz, Litauen, Österreich und Schottland angeboten.
Ein guter Mix aus Informationen und Praxis
Woran erkennt man, dass sich ein Mensch im Sterbeprozess befindet? Wie lange dauert dieser? Und welche Bedürfnisse haben Menschen in der letzten Phase ihres Lebens? Um diese Fragen geht es im ersten Kursmodul. Die Expertin Tanja Wille vom Osnabrücker Hospiz erklärt: „Wenn ein Mensch seine Interessen verliert, nicht mehr isst und sich zurück zieht, können dies erste Anzeichen sein. Oft wünschen sich die Betroffenen, dass letzte Wünsche erfüllt werden. Das sind manchmal ganz unspektakuläre Anliegen – zum Beispiel ein Eis essen oder ein Geschenk fürs Enkelkind kaufen.“ Im zweiten Modul lernen die Kursteilnehmer/innen, welche Formalitäten wichtig sind, zum Beispiel die Patientenverfügung sowie die Vorsorgevollmacht, die unbedingt zu guten Zeiten des Lebens festgelegt werden sollten.
„Vokabeln lernen“ macht Mut
Im dritten Modul geht darum, mögliches Leiden zu lindern. „Vielen Angehörigen fällt es schwer zu verstehen, dass die Betroffenen nicht mehr essen und trinken. Das ist völlig normal und gehört zum Sterbeprozess“, so Tanja Wille vom Osnabrücker Hospiz. In einer Praxisübung finden die Kursteilnehmer/innen heraus, was sie gegen die typische Trockenheit im Mund tun können: „Es ist gut, wenn man viel über die Biografie des Menschen weiß. Wer zum Beispiel abends gern ein Glas Wein getrunken hat, der empfindet es als angenehm, wenn Lippen und Mund damit leicht benetzt werden.“ Genau das probieren die Kursteilnehmer selbst aus – mit Saft oder auch ein paar Tropfen Sekt – und schlüpfen so in verschiedene Rollen.
Auch einige „Vokabeln“ werden gelernt, meint Tanja Wille schmunzelnd. Die 51-Jährige erklärt: „Eine wichtige Vokabel ist SAPV. Die Abkürzung steht für Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung – ein multiprofessionelles Team, das die Betroffenen aktiv unterstützt.“ Und sie fügt hinzu: „Es gibt Sicherheit, wenn man weiß, dass man auf diese Hilfe jederzeit vertrauen kann.“
Abschiednehmen – gemeinsam und bewusst
Im letzten Modul „Abschiednehmen“ werden die vielfältigen Bestattungsmöglichkeiten erörtert – vom klassischen Grab, dem überdachten Kolumbarium oder Friedwald bis hin zur anonymen Beisetzung. Auch die zahlreichen Angebote für trauernde Angehörige werden vorgestellt. Das Osnabrücker Hospiz unterstützt trauernde Angehörige mit telefonischer Beratung, haupt- und ehrenamtlicher Trauerbegleitung und der Vermittlung von Ansprechpartnern. Ein Trauerseminar, Sonntagstreff für Trauernde und ein Erinnerungscafé geben vielfältige Möglichkeiten, mit der Trauer umzugehen.
Marina Schonhoff, die die Kurse der Hospiz Akademie koordiniert, fasst zusammen: „Der Letzte-Hilfe-Kurs ist gespickt mit Informationen, die für jeden Menschen wichtig sind. Hinzu kommen praktische Übungen und viel Raum für persönlichen Austausch. Herzlichkeit, Lachen und Lebensfreude gehören ebenfalls dazu!“
Das DRK Osnabrück-Land baut mit der „Letzten Hilfe“ sein vielfältiges Kursangebot weiter aus. Dazu sagt Kreisgeschäftsführerin Agnija Matheis: „Unser Ziel ist es, den Menschen in Osnabrück in allen Lebenslagen mit unseren Kursen wertvolle Impulse zu geben. Neue Angebote wie „Erste Hilfe für Senioren“, ein Spezialkurs in Erster Hilfe für Motoradfahrer werden sehr gut angenommen. Dank der Kooperation mit dem Osnabrücker Hospiz können wir nun neben der Ersten Hilfe auch einen Letzte-Hilfe-Kurs anbieten – darüber freue ich mich sehr!“
Es sind noch Plätze frei!
Die Anmeldung erfolgt über das DRK Osnabrück-Land unter der Telefonnummer 0541 589986 oder per
E-Mail an: info@drk-os-land.de
Termin: Donnerstag, 8.10.2020
Uhrzeit: 16 – 20 Uhr
Ort: DRK Kreisgeschäftsstelle, Im Nahner Feld 6, 49082 Osnabrück.
Kosten: 15 Euro